Bremer ersetzen Billigfleisch durch Biofleisch

Mehr als 5.000 Bremer Bürgerinnen und Bürger waren dem Aufruf des Agrarpolitischen Bündnisses Bremen (ABB) gefolgt und hatten Ende 2015 den Bürgerantrag unterzeichnet, in dem sie die Verwendung von Fleisch aus artgerechter Tierhaltung für die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung in Bremen fordern. Zunächst war der Antrag Anfang diesen Jahres in mehreren Ausschüssen abgelehnt worden - vor allem weil den Abgeordneten die Festlegung, was unter „aus artgerechter Tierhaltung“ zu verstehen ist, zu unbestimmt war. Obwohl es klar definierte Labelprogramme wie das lang etablierte Neuland oder das kürzlich hinzugekommene Tierschutzlabel gibt. Vergangene Woche wurde nun eine veränderte Version des Bürgerantrags im Haushaltsauschuss und später im Senat abgestimmt und angenommen: Jetzt sind es Fleischprodukte, „die mindestens nach den Kriterien der EU-Bioverordnung Nr. 834/2007 produziert worden sind“, die das kritisierte Billigfleisch ersetzen sollen: bei öffentlichen Veranstaltungen innerhalb von zwölf Monaten, in Schulen und Kitas bis 2022 und in Krankenhäusern bis 2024 mindestens zu 75 Prozent – später mehr. Neben verlängerten Fristen ist vor allem eine kleine, aber entscheidende einschränkende Änderung enthalten: Die Umstellung findet nur statt, wenn sie„aufwendungsneutral“ ist – im Klartext: wenn es nicht mehr kostet. Was nun folgt, ist die Arbeit an einem Aktionsplan, an dem sich auch die Bündnisvertreter einbringen wollen, um die nötigen Schritte für den Umstellungsprozess festzulegen. Der noch mögliche, sich abzeichnende Weg läuft auf insgesamt weniger Fleisch, dafür von höherer Qualität in den Menüplänen hinaus. Grundsätzlich positiv und bemerkenswert ist, dass sich Bremen als erste deutsche Großstadt öffentlich dazu bekennt, bei Fleischprodukten mehr auf Qualität statt auf möglichst günstige Erzeugung zu achten. Allerdings stellt die Beschränkung auf Bioprodukte eine vertane Chance dar, den anstehenden Umbauprozess in der konventionellen Tierhaltung durch neue, höherpreisige Absatzmöglichkeiten zu unterstützen. Denn mehr Tierwohl ist nur mit höherem Aufwand umzusetzen. Den müssen Bauern und Bäuerinnen auch entlohnt bekommen. Angenommen wurde der veränderte Bürgerantrag mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP. Die CDU lehnte den Antrag ab. Die Linke brachte vergeblich den ursprünglichen Bürgerantrag zur Abstimmung ein.
26.09.2016
Von: cw