AbL legt Plan zum weiteren Umbau der Nutztierhaltung in Thüringen vor

„Die gestern beschlossene Einführung von Tierobergrenzen in der Stallbauförderung ist ein erster Schritt zum Umbau der Nutztierhaltung in Thüringen und somit zum Stopp des seit Jahrzehnten ständig voran schreitenden Rückgangs der Tierzahlen in Thüringen“, sagt Reiko Wöllert, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Mitteldeutschland (AbL) und selber Milchbauer. „Wir brauchen mehr Nutztiere in Thüringen, deshalb fordern wir die Landesregierung auf, nun endlich Maßnahmen umzusetzen, die dies unterstützen!“ „So wird mittlerweile ein Großteil der Milchkühe das ganze Jahr im Stall gehalten und mit einem Einheitsbrei aus Silage und Kraftfutter gefüttert, weil das schlicht billiger ist. Dabei ist es auch wissenschaftlich erwiesen, daß Kühe, die ihr Futter auf der Weide selber suchen können, nicht nur gesünder sind, sondern auch gesündere Milch geben. Hinzu kommt, daß durch Weidewirtschaft nachweislich das Insektenleben und somit auch die Vogelwelt gefördert wird – Naturschutz pur, quasi nebenbei! Deshalb fordern wir ein Programm zur Förderung der Weidehaltung von Milchvieh, das die höheren Kosten kompensiert und wieder mehr Kühe aus den Ställen holt. Sind jedoch zu viele Kühe in einem Stall, werden die Wege bis zur nächsten Weide so weit, daß Weidegang schon deshalb nicht mehr möglich ist. Hier sind kleinere Ställe eindeutig tiergerechter!“, so Wöllert. „Auch in der Schweinehaltung gilt es einiges zu verbessern. Üblicherweise werden Schweine in extrem reizarmer Umgebung auf Spaltenböden gehalten und würden sich vor lauter Langeweile die Ringelschwänze abbeißen, wenn man sie ihnen nicht schon abgeschnitten hätte. Eine Haltung auf Stroh würde viele Probleme lösen, ist aber für große, durch rationalisierte Betriebe aufgrund der schieren Menge an benötigtem Stroh und damit anfallendem Mist nur extrem schwer zu realisieren. Deshalb fordern wir, daß in Zukunft nur noch Ställe gefördert werden, in denen die Schweine ihre Schwänze behalten können. Außerdem sollte generell die Haltung von Tieren auf Stroh gefördert werden, um die Mehrkosten hierfür auszugleichen, solange dies noch nicht über einen höheren Erzeugerpreis erzielt werden kann“, sagt Wöllert. „Damit wird es uns gelingen, den von der Zivilgesellschaft schon lange geforderten Umbau der Nutztierhaltung auch in Thüringen voran zu treiben und somit langfristig die Existenz von bäuerlichen Betrieben zu sichern. Denn wenn wir so weiter machen wie bislang ist klar, daß sich der rasante Abbau der Tierhaltung der letzten Jahrzehnte in Thüringern weiter fortsetzen wird. Ein besonders eklatantes Beispiel dafür ist die vom Bauernverband und den Großmolkereien forcierte Abschaffung der Milchquote vor zwei Jahren mit dem Ziel der Produktionssteigerung und Exporterhöhung. In deren Folge haben viele, auch große und sehr große Betriebe, ihre Milchkühe verkaufen müssen, da sich reine Massenproduktion einfach nicht mehr rechnet, wenn die Wertschöpfung nicht auf den Höfen bleibt. Klasse statt Masse ist jetzt gefragt und wird von den Verbraucherinnen und Verbrauchern honoriert. Auf diesem Weg sollten wir die Betriebe in Thüringen begleiten und unterstützen“, sagt der Milchbauer aus Haina.
09.10.2017
Von: pe

Tiere müssen ins Freie