Eiweißstrategie braucht echte Anreize zum Anbau

DBV und Züchter beschreiben Situation richtig, aber bekämpfen den entscheidenden Hebel. In der GAP-Reform müssen Zahlungen an Mindestanbau gebunden werden. Ministerin Aigner gefordert

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fordert Bundesministerin Ilse Aigner auf, in der von ihr angekündigten Eiweißstrategie nicht dabei stehen zu bleiben, den stark zurückgegangenen Anbau der heimischen Eiweißpflanzen nur zu beklagen.„Ministerin Aigner hat es in der Hand, mit an dem alles entscheidenden Hebel zu ziehen, damit die vielen positiven ökologischen Leistungen des Leguminosen-Anbaus wieder flächendeckend in der Fruchtfolge aktiv genutzt werden und nicht verkümmern. Sie sollte sich unserer Forderung anschließen,dass als zentrale ökologische Bedingung zum Erhalt der vollen EU-Direktzahlungen ab dem Jahr 2014 die Betriebe auf mindestens 20 Prozentihrer Ackerfläche Eiweißpflanzen oder Gemenge wie Kleegras anbauen. Das würde die Leguminosen schlagartig in die volle Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Ackerkulturen bringen. Alle fünf Jahre Leguminosen auf der Ackerfläche wäre ein Riesenschritt auf dem Weg der notwendigen ökologischen Intensivierung der europäischen Landwirtschaft“, so Friedrich Wilhelm Graefezu Baringdorf, Bundesvorsitzender der AbL. Der AbL-Vorsitzende verweist darauf, dass diese Forderung von der gesamten Plattform der Verbände aus Landwirtschaft, Umwelt-, Tierschutz und Entwicklungspolitik getragen wird. „Der Deutsche Bauernverband und der Bundesverband der Deutschen Pflanzenzüchter haben nun ein Papier zur Eiweißstrategie veröffentlicht, nur scheinbar in die gleiche Richtung geht. Als hätten diese Verbände es erst jetzt gemerkt, listen sie viele ackerbaulichen und ökologischen Vorteile des Anbaus von Körnerleguminosen in Deutschland auf und bedauern den starken Anbaurückgang. Aber in den Vorschlägen bleiben sie dabei stehen, nach staatlichen Geldern für Züchtung und Forschung zu rufen. Das kann mansich aber alles sparen, solange die Wettbewerbsfähigkeit des elementaren ökologischen Fruchtfolgeelements Leguminose nicht hergestellt wird. Das gehtnur politisch, indem die EU-Zahlungen an den Anbau der Eiweißpflanzengebunden werden“, ist der AbL-Vorsitzende überzeugt. Und weiter: „Die Politik muss handeln, denn wir können nicht warten, bis der Ölpreis sich noch einmal verdoppelt und es dann irgendwann billiger wird, den Stickstoffdünger nicht mehr äußerst energieintensiv und klimaschädlich chemisch herzustellen. Wir sollten so viel Stickstoff wie möglich ganz natürlich von den Leguminosen aus der Luft in den Boden holen lassen, um ihn für die Gesamtfruchtfolge nutzen zu können. Die europäischen Direktzahlungen der ersten Säule daran zu binden, bedeutet daher keine Kopplung der Gelder an eine Produktion, sondern sie ist notwendiger Bestandteil einer ökologisch tragfähigen und zukunftsgerichteten Erzeugung von Lebensmitteln. Hier sind Mut und Entschlossenheit der Bundesregierung gefragt, und nicht wohlfeile Ablenkungsmanöver“, fordert Graefe zu Baringdorf.
25.01.2012
Von: Pressemitteilung