Pacht-Haie auch mit EU-Agrarreform ausbremsen

AbL fordert Prämien-Abstaffelung oben und Zuschlag für die ersten Hektar je Betrieb. Auch wirksame Fruchtfolge-Regelung im Greening erforderlich

In vielen Regionen haben die Pacht- und Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen in den letzten Jahren stark zugenommen. So genannte Pacht-Haie überbieten oftmals diebisherigen Pächter, was diese wiederum unter Zugzwang bringt mitzubieten, um nicht mit den Flächen die wirtschaftliche Existenzgrundlage für ihre Betriebe zu verlieren. Es kommenso Bodenpreise zustande, die über die Einkommen aus der Landwirtschaft selbst nicht mehr zu erwirtschaften sind. Diese regelrechte Pachtpreisspirale war gestern Thema auf einer Bodenkonferenz der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) im schleswigholsteinischen Jevenstedt (bei Rendsburg) mit 150 Teilnehmern. „Neben einer wirksamen Novellierung der Grundstücksverkehrs- und Landpachtgesetze brauchen wir dringend eine Obergrenze bei den Direktzahlungen der EU-Agrarpolitik undeine Stärkung der kleineren und mittleren Betriebe“, fordert der Bundesvorsitzende der AbL Bernd Voß. „Diese Direktzahlungen der EU werden heute für jeden Hektar in annähernd gleicher Höhe gezahlt, ohne Grenze nach oben. Viel Fläche bringt viel Geld. Das fördert Landkonzentration mit Steuergeldern und bildet einen Anreiz für außerlandwirtschaftliche Investoren, mit ihrem Kapital in den landwirtschaftlichen Bodenmarkt einzusteigen und Bauern aus dem Markt zu drängen“, warnt Voß. „Wir fordern daher die Bundesministerin Ilse Aigner und die Landwirtschaftsminister der sechszehn Bundesländer auf, sich bei der aktuellen Reform der EU-Agrarpolitik mit ganzer Kraft für die Einführung einer gestaffelten Obergrenze mit Arbeitskraftbezug und für einen Direktzahlungs-Aufschlag für die ersten 20 bis 50 Hektar je Betrieb einzusetzen. Das schlägt auch der französische Agrarminister Stephan Le Foll vor und hat dafür die Mehrheit im Agrarausschuss des EU-Parlaments hinter sich. Ministerin Aigner ist aufgerufen, dafür zu sorgen, dass dieser Vorschlag auch im EU-Agrarministerrat eine Mehrheit findet“, so Voß. Auch ein wirkungsvolles Greening, also die Bindung der Direktzahlungen an verbindliche ökologische Kriterien wie eine vielfältige Fruchtfolge, stärke die bäuerlichen Betriebegegenüber Landinvestoren, die es allein auf den Anbau von Mais für Biogasanlagenabgesehen haben, so die AbL. „Silomais in Monokultur muss zu drastischen Kürzungen der Direktzahlungen führen. Das stärkt die bäuerlichen Betriebe, die mit einer vernünftigen Fruchtfolge die Fruchtbarkeit der Böden aktiv erhalten, und es hilft, Fehlentwicklungen im eigenen Interesse der Landwirtschaft zu korrigieren“, erläutert der AbL-Vorsitzende.Zu den geforderten Novellierungen des Landverkehrsrechts wird die AbL in Kürze konkrete Vorschläge vorlegen, teilt die AbL mit.
15.02.2013
Von: Pressemitteilung