Wir haben die Wahl

Zum dritten Mal in meinem Leben habe ich am 24. September das Recht, meine Stimme bei der Bundestagswahl abzugeben. Ein Recht, das hart erkämpft wurde. Für mich selbst ist das Wahlrecht selbstverständlich, doch noch für meine Großeltern war das keineswegs der Fall. Auch heute müssen Menschen überall auf der Welt für freie Wahlen, für demokratische Systeme und für ihre Menschenrechte kämpfen. Wahlrecht ist also ein wichtiges Gut, Politikverdrossenheit und Nichtwählen sind dekadent. Politik und Wahlen liegen in unseren Händen! Bei dieser Bundestagswahl wird auch über die Agrarpolitik der nächsten Jahre abgestimmt. Es stehen wichtige Entscheidungen an, von der Reform der EU-Agrarpolitik und deren Umsetzung in Deutschland über den Umbau der Nutztierhaltung bis hin zu Regelungen am Bodenmarkt, die bäuerlichen Betrieben eine Zukunft und Existenzgründern den Einstieg in die Landwirtschaft ermöglichen müssen. Wir wählen nicht nur als Privatpersonen, sondern auch als Mitverantwortliche für die Kulturlandschaft, Klima und Umwelt, für Nutztiere, Wasser und Boden. Nach dem Motto „Öffentliches Geld für gesellschaftliche Leistungen“ fordern wir von der Politik, solche Landwirtschaftsformen konsequent zu fördern, die eine positive Wirkung auf Umwelt-, Tier- und Klimaschutz haben. Diese Formen der Landwirtschaft sind zukunftsweisend und müssen deshalb für die Betriebe wirtschaftlich sinnvoll sein. Damit die Rahmenbedingungen das gewährleisten, müssen sie geändert werden. Die EU-Agrarpolitik (GAP) ermöglicht schon heute, positive Leistungen der Betriebe und bäuerliche Strukturen viel stärker wertzuschätzen als das in Deutschland bisher umgesetzt wird. Die AbL fordert die Politik auf, diese Möglichkeiten für einen sinnvollen Mitteleinsatz der GAP sofort zu nutzen. Die nächste Agrarreform muss die Förderstruktur dann auch grundsätzlich zugunsten einer zukunftsfähigen Landwirtschaft umgestalten. Unsere Forderungen an die Parteien und für die kommenden Koalitionsverhandlungen sind konkret und zeigen, dass wir die Landwirtschaft zukunftsfähig gestalten wollen. Im besonderen Fokus steht der Umbau der Tierhaltung. Dass er möglich ist, zeigen wir auf unseren AbL-Höfen täglich. Politische Programme der letzten Jahre waren jedoch destruktiv und trieben den Strukturbruch weiter voran. Den nötigen Umbau können Bäuerinnen und Bauern nicht alleine finanzieren. Der Bund wird ihn mit spezifischen Förderungen und in Kooperation mit den Ländern unterstützen müssen. Der Gesellschaft müssen bewusste Einkaufsentscheidungen durch Pflichtkennzeichnung tierischer Erzeugnisse ermöglicht werden, damit sie mithelfen kann, dass für Bauernhöfe tier-, mensch- und umweltgerechte Haltungssysteme attraktiv und auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Die Milch- und Schweinepreiskrisen zeigen, wie labil die komplexen, auf den Welthandel ausgerichteten Handelssysteme sind. Auch hier nimmt die AbL die Regierung in die Pflicht, Instrumente zur Mengenreduzierung und Marktorganisation zu schaffen und im Bedarfsfall anzuwenden. Nehmen wir die Vermarktung selbst in die Hand! Lasst uns Erzeugergemeinschaften gründen und stark verhandeln! Wir sind solidarisch mit Bäuerinnen und Bauern auf der ganzen Erde, das schätze ich sehr an der AbL. Wir fordern deshalb, weltweit die Zerstörung regionaler Lebensmittelversorgung zu stoppen und stattdessen Erzeuger_innen zu stärken und gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern lokale Märkte aufzubauen. Ernährungssouveränität braucht keine Freihandelsabkommen, sondern freie Bäuerinnen und Bauern, die selbstbestimmt und unabhängig handeln können! Am 24. September haben wir die Wahl!
30.08.2017
Von: Elisabeth Fresen, Hofnachfolgerin und im AbL-Bundesvorstand

Elisabeth Fresen, Hofnachfolgerin und im AbL-Bundesvorstand