Gentechnische Verunreinigungen im Raps-Saatgut

Wegen gentechnischen Verunreinigungen musste bis Ende März 2019 betroffene Bäuerinnen und Bauern ca. 2.150 Hektar Winterraps in Deutschland unterpflügen. Es handelt sich um Rapssaatgut der Firma Dekalb, Sorte „DK Exception“ (Anerkennungsnummer F0076 CP422442A) von Monsanto – jetzt Bayer). Dies ist mit einem nicht zugelassenen Gentechnik-Event (GT-73 von Bayer) verunreinigt. GT-73 hat eine Glyphosat-Resistenz und keine Anbauzulassung in Europa, deshalb gilt Nulltoleranz. Die Flächen müssen spätestens vor der Blüte umgebrochen werden und weitere Kontaminationen sind zu verhindern. Auch Restmengen an Saatgut sind zu vernichten. Insgesamt seien 84 landwirtschaftliche Betriebe betroffen so das BVL (Bundesamt für Verbraucher­schutz und Lebensmittelsicherheit) in einer aktuellen Meldung. In 10 Bundesländern ist die verunreinigte Partie zur Aussaat gekommen (Baden-Württemberg, Bayern, Branden­burg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen). Die zuständigen Länderbehörden haben entsprechende Erlasse verhängt, dass die Flächen umzu­bre­chen sind. Laut BVL darf auf den umgebrochenen Flächen bis mindestens Juli 2019 kein Raps ange­baut werden. Nachkontrollen sollen sicherstellen, dass auch später gekeimter Raps erkannt und vernichtet wird. Eine Mehrheit der Bundesländer hätte eine Anbaupause für Raps bis Juli 2020 angeordnet. „Das ist völlig unzureichend, da Raps bis zu 20 Jahren keimfähig im Boden sein kann,“ so Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Nach Meinung der AbL, der IG-Saatgut und dem Gen-ethischen Netzwerk darf auf diesen Flächen deshalb solange kein Raps ausgesät werden, um ungewollte und nicht kontrollierbare Kontaminationen zu verhindern, so eine ihrer Forderungen in einem gemeinsamen Brief an die betrof­fenen Bundesländer. Zudem forderten die Organisationen die Bundesländer auf, die jährlichen staatlichen Saatgutkon­trol­len bei Risikokulturen erheblich zu erhöhen. Denn sowohl dieser als auch der vorherige Raps-Konta­mi­nationsfall mit OXY-235, ebenso von Bayer, der gerade mal drei Jahre her ist, wurde von den staatlichen Untersuchungen nicht entdeckt. Das zeigt, dass insbesondere bei Risikokulturen wie Raps die stichprobenartigen Saatgutkontrollen der Länderbehörden nicht ausrei­chen. Stattdessen muss lückenlos geprüft werden und zwar vor Auslieferung der Saatgutpartien. Die Kosten hat der Verursacher – Bayer – zu tragen. Aktuell hat sich herausgestellt, dass zusätzliche Flächen betroffen sind, da ein Saatgutunternehmen Sortenvergleichsversuche mit einer betroffenen Partie durchführen wollte. Das Saatgut stammte aus einer anderen Partie der gleichen Sorte, die nur in Frankreich vermarktet worden war. Hiervon sind 7 Bundesländer betroffen. Eins ist Schleswig-Holstein, was dies auch bereits per Pressemeldung bekannt gemacht hat. Welche Bundesländer betroffen sind, teilte das BVL nicht mit. Das Winterrapssaatgut kommt aus Frankreich. Hier sind die Kontaminationen bereits im Oktober von den französischen Behörden entdeckt worden. Im November 2018 sind die deutschen Behörden von der Kommission informiert worden. Das BVL veröffentlichte dies am 21. Dezember. Das mit GT-73 verunreinigte Saatgut aus Frankreich wurde auch für die Produktion von Partien verwendet, die in Deutschland, der Tschechischen Republik und in Rumänien in den Verkehr gelangt sind. In Frankreich sind nach BVL-Angaben rund 7.400 Hektar betroffen. Auf Nachfrage von Reuters räumte eine Sprecherin von Bayer France aktuell ein, dass mehr Flächen vernichtet wurden – bis zu 18.000 Hektar – weil z.T. Zweifel an der Rückverfolgbarkeit des Saatguts bestanden hätte. Laut der Nachrichtenagentur Reuters will Bayer die betroffenen französi­schen Bauern mit 2.000 Euro pro Hektar entschädigen. In Deutschland wirbt Bayer anscheinend für einen Vergleich. Wer von der nicht wissentlichen Ausbringung des verunreinigten Saatguts betroffen ist, kann sich gerne bei der AbL melden.
08.04.2019
Von: AV

In zehn Bundesländern wurde gentechnisch verunreinigter Raps ausgesät. Foto: FebL