Gentechnik-Soja und Futtermittel-Importe: Stoppt den Wahnsinn!

Bauern und Verbraucher stoppen Futtermitteltransporte im Braker Hafen

Ein Trecker mit Anhänger und ca. 40 Aktivisten aus einem breiten Bündnis von Bauern, Verbrauchern, Wissenschaftlern und Agrar-Studenten ver­sperrten am Dienstagmittag die Zufahrt des Braker Hafens – einem der größten europäischen Futtermittelhäfen. Das Bündnis kritisiert die weitreichenden negativen sozialen und ökologi­schen globalen Folgen des Soja-Importes. „In Europa sind die massenweise importierten Soja-Futtermittel der Schmierstoff für die industrielle Massentierhaltung, die die bäuerlichen Strukturen hier und weltweit vernichtet. Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden!“, so Annemarie Volling, Sprecherin im Bündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft Niedersachsen, Bremen, Hamburg.

Im Jahr 2013 wird die EU27 voraussichtlich 26,8 Mio. t Sojaschrot sowie 11,3 Mio. t Bohnen im­portieren. Allein Deutschland wird rund 3,5 Mio. t Schrot und 3,2 Mio. t Bohnen einführen. Hauptsächlich aus Brasilien und Argentinien. Brake / Unterweser ist einer der wichtigsten Futtermittelhäfen mit den größten europäischen Lagerkapazitäten und Hauptlieferant der intensiven Massentierhaltungsanlagen in Deutschland.

Der Wahnsinn fängt in den Exportländern an. Paulo Alfredo Schönardie, landloser Kleinbauer aus Brasilien und derzeit Doktorand an der Universität Hamburg berichtet: „Durch den Soja-Monokulturanbau werden wertvolle ökologische Gebiete wie Regenwälder oder Savannen zerstört. Kleinbauern werden vertrieben. Junge Bauern wie ich kommen nicht an Land. Heute besitzt 1% der Großbauern 46% der privaten Landflächen in Brasilien. Mit Ernährungssouverä­nität hat das nichts zu tun!“

Peter Bargfrede von der Bremer-Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft berichtet: „Unsere Verbraucher legen Wert auf regionale, gentechnikfrei erzeugte Lebensmittel. Deshalb fordern wir eine verpflichtende Kennzeichnung: Wenn Milch, Eier und Fleisch unter Einsatz von Gen­technik-Futtermitteln erzeugt werden, muss dies klar gekennzeichnet werden.“ Bauer Ernst Steenken aus dem Oldenburger Land ergänzt: „Der Soja-Import ist das Einfallstor der Gentech­nikkonzerne – da über 80% der weltweit angebauten Soja bereits gentechnisch verändert ist. Das müssen wir unterbinden. Deshalb haben wir bereits vor 3 Jahren eine Einkaufsgemeinschaft für gentechnikfreie Futtermittel gegründet.“

Ottmar Ilchman, Milchbauer aus Ostfriesland und Landesvorsitzender der Arbeitsgemein­schaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) aus Niedersachsen ergänzt: „Wir dürfen nicht länger auf Kosten anderer leben. Wir müssen bewusst auf eine bäuerliche, regionale und ökologischere Lebens­mittelerzeugung setzen. Bundes- und Landesregierungen müssen dafür bei der Umsetzung der EU-Agrarreform endlich einen agrarpolitischen Strategiewechsel einleiten.“

Christian Schüler, Wissenschaftler der Universität Kassel fordert: „Züchtung, Anbau und Fütte­rung von einheimischen Leguminosen – also Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen, Klee, Luzerne etc.  – müssen energisch vorangetrieben werden. Klima- und Ressourcen schonende Landwirtschaft heißt regionaler Futtermittelanbau und Lebensmittelerzeugung!“

Für Lea Unterholzner vom Agrarbündnis Niedersachsen – vielfältig, fair, bäuerlich, ist die Bünd­nisarbeit von Bauern und Verbrauchern sehr wichtig. „Wir haben Agrarindustrie satt. Deshalb rufen wir alle Interessierten auf, am 31. August den Großschlachthof in Wietze bei Celle zu umzingeln. Dort werden wir – kurz vor der Bundestagswahl - die agrarindustriellen Fehlent­wicklungen und die politisch Verantwortlichen deutlich benennen“.

V.i.S.d.P.: Annemarie Volling, AbL, Heiligengeiststr. 28, 21335 Lüneburg, Tel: 0160/96760146.

Bilder der Aktion finden sich unter www.kws-gentechnikfrei.de

 

Beteiligte Organisationen bei der Aktion in Brake:

AbL - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.

Agrarbündnis Niedersachsen – vielfältig, fair, bäuerlich

ALSO – Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg

BDM - Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, Landesteam Niedersachsen

Bündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft Niedersachsen, Bremen, Hamburg

Bremer-Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft

Einkaufsgemeinschaft gentechnikfreie Futtermittel Oldenburg, Ammerland, Ostfriesland

Genial - gentechnikfreie Initiative für alternative Landwirtschaft

Gentechnikgruppe für einen gentechnikfreien Landkreis Oldenburg

jAbL – junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft

Witzenhäuser Agrar-Studierende, Landwirte u. Gärtner für eine gentechnikfreie Landwirtschaft
20.08.2013
Von: Pressemitteilung