Anlässlich der Demeter-Aktionswochen, in denen sich vom 1. bis zum 25. September „alles um unser aller Lebensgrundlage: den Boden“ dreht, fordert Demeter: Ackerland gehört in Bauernhand! „Boden ist nicht nur die Grundlage für die Landwirtschaft, sondern unser allen Lebens. Deshalb darf er kein Spekulationsobjekt sein“, erklärt der Anbauverband und fordert: „Setzt dem Landgrabbing – auch durch Praktiken wie die intransparenten Share Deals – ein Ende“.
Landwirtschaftliche Flächen sind nach Ansicht des Anbauverbandes in Deutschland längst nicht mehr nur Äcker, Wiesen und Felder, die von Bäuerinnen und Bauern bewirtschaftet werden. Sie sind in den letzten Jahren auch eines geworden: Spekulationsobjekt von Großinvestoren, die den Boden nicht beackern, sondern einzig darauf setzen, dass die Bodenpreise steigen. Bauern müssen mit ihnen um Land konkurrieren, das inzwischen nicht nur ein knappes, sondern auch teures Gut geworden ist. Der Transfer von Geldern aus der EU-Agrarförderung in teure Pachten tue sein Übriges. „Obwohl Menschen sich Bio-Gemüse aus der Region, Fleisch von artgerecht gehaltenen Schweinen und Milch von den Kühen nebenan wünschen, fehlt es Deutschlands Bauern an Zugang zu bezahlbarem Land“, kritisiert Demeter-Vorstand Alexander Gerber diese Fehlentwicklung. Boden ist die Grundlage für Leben – und eine begrenzte Ressource. „Er muss deshalb ebenso geschützt und der Allgemeinheit zur Verfügung stehen wie Wasser oder Luft“, so Alexander Gerber.
Ackerland in BauernhandAckerland gehört in Bauernhand. Das sind laut Demeter entweder bäuerliche Betriebe oder Flächen in Gemeineigentum, die der Spekulation entzogen sind und fähigen Bäuerinnen und Bauern für die Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt werden. Dabei muss die Bewirtschaftung an klare Vorgaben gebunden sein, die eine nachhaltige Bewirtschaftung sicherstellen. Hier ist für Demeter die Förderpolitik ein Hebel: „Die EU belohnt heute Eigentum und nicht die harte Arbeit auf dem Feld und im Stall für beste Produkte, eine nachhaltige Landwirtschaft und Tierwohl. So erhalten wenige sehr große Agrar-Holdings in Deutschland rund ein Drittel der gesamten Direktzahlungen. Diese Förderpolitik führt dazu, dass die Flächen immer mehr an Wert gewinnen, zum Spekulationsobjekt von Eigentümern, Investoren und Anlegern werden und gleichzeitig die Pacht immer teurer wird. Diese Preisspirale muss gestoppt werden: EU-Förderungen sollen in Zukunft diejenigen erhalten, die das Land umweltgerecht und nachhaltig beackern!“, appelliert Alexander Gerber.
Boden-Erwerb und -Besitz neu fassenGerber sieht die Bundesregierung an zwei weiteren Hebeln, um die Bodenspekulation einzudämmen: „Einerseits muss sie die sogenannten ‚Share Deals‘ einschränken, bei denen sich Investoren Anteile großer Agrargenossenschaften sichern und neben den Firmenanteilen auch die landwirtschaftlichen Flächen erwerben. Stattdessen müsste sie beim Verkauf von Flächen eine nachhaltige, transparente und bauernfreundliche Entwicklung ansteuern. Dann wird unser aller Lebensgrundlage nicht, wie momentan, an den Meistbietenden veräußert, sondern an diejenigen, die ihn pflegen, bestellen und ernten“.
Zum anderen soll die Bundesregierung dafür sorgen, dass Land, neben bäuerlichem Privateigentum auch in Verantwortungseigentum übergehen kann. „In dem Fall gehört das Land sich selbst oder Organisationen, die es der Spekulation entziehen und dem jeweils bestmöglichen Bewirtschafter zur Verfügung stellen. Eine breite Allianz von Organisationen und Unternehmen, zu der auch Demeter zählt, setzt sich aktuell dafür ein, das GmbH-Gesetz so zu erweitern, dass Eigentum als Verantwortungseigentum auf Zeit möglich wird. Dabei bleibt das Vermögen – in diesem Fall auch der Boden - an das Unternehmen selbst gebunden. Dieses wiederum wird bewirtschaftet von Personen, die es nicht besitzen, sondern langfristig mit ihm verbunden sind“, erklärt der Demeter-Vorstand die Initiative der
Stiftung Verantwortungseigentum.
Wie dem Markt Land als Spekulationsobjekt entzogen werden kann, zeigen nach Ansicht von Demeter auch Initiativen, die vielerorts gegründet werden: zum Beispiel die
BioBoden-Genossenschaft., die
Kulturland-Genossenschaft sowie Regionalwert-AGs wie etwa die
Regionalwert AG Berlin-Brandenburg.
Der Hintergrund: Die #Bodenconnection bei DemeterIn über 500 Bio- und Hofläden sowie in Social Media dreht sich vom 1. bis zum 25. September alles um den Boden. Die
#Bodenconnection-Kampagne von Demeter bringt Verbraucher*innen diesen Herbst näher, "warum guter Boden unser aller Lebensgrundlage ist und wie wir ihn schützen können". Postkarten, Aufsteller, Mitmachaktionen und das neue Demeter Journal geben humorvolle und sachliche Einblicke in das Thema Boden. Gemeinsam mit Herstellern und Partnern initiierte der Verband erstmalig die Aktionswochen im Naturkostfachhandel. Bereits nach einer Woche finden sich laut Demeter online unter #Bodenconnection zahlreiche Posts von Landwirt*innen, Kund*innen und Hersteller*innen.