BDL und BUNDj legen gemeinsame Vision zur Zukunft der Landwirtschaft vor

Der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) und die BUNDjugend (BUNDj) haben eine gemeinsame Vision zur Zukunft der Landwirtschaft vorgestellt. Als „erfrischend anders und zukunftsweisend“ begrüßt die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) die Vision. Entstanden ist die Vision im Zusammenhang mit der Arbeit der zwei Jugendverbände in der Zukunftskommission Landwirtschaft, in der der BDL mit Kathrin Muus und die BUNDjugend mit Myriam Rapior vertreten ist. Zum Zustandekommen heißt es bei der BUNDj: `“Die Zukunft der Landwirtschaft geht uns also alle etwas an – deswegen finden wir es besonders wichtig, zusammen zu diskutieren, wo die Reise hingehen soll! Myriam und Kathrin haben in der Zukunftskommission Landwirtschaft einen Anfang gemacht: in vielen Monaten intensiver Diskussion haben sie eine gemeinsame junge Vision zur Zukunft der Landwirtschaft entworfen. Dabei konnten sie einiges an Gemeinsamkeiten entdecken, aber natürlich auch Punkte, bei denen sie sehr verschiedene Positionen vertreten. Die Arbeit der vergangenen Monate hat gezeigt, wie wichtig ein guter gemeinsamer Dialog und der Austausch verschiedener Perspektiven sind. Für eine erfolgreiche Agrarwende müssen wir an einem Strang ziehen!“ Für die Jugendverbände sind laut der Vision landwirtschaftliche Betriebe Unternehmen mit gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung“, sind vielfältig, die einen spezialisiert, die anderen diversifiziert. Das Einkommen der Landwirt:innen ist dem deutschen Durchschnittseinkommen vergleichbar und wird in ihren Betrieben erwirtschaftet. Die Erzeuger:innenpreise sind in einem fairen, polypolistischen Markt so gestaltet, dass gesellschaftliche Teilhabe, Betriebsabsicherung und Altersvorsorge für die Landwirt:innen und ihre Familien möglich sind. Angestellte in der Landwirtschaft erhalten einen fairen Lohn und arbeiten unter guten und sicheren Arbeitsbedingungen. Weiter heißt es in der Vision unter anderem, dass die Vielfalt der betrieblichen landwirtschaftlichen Strukturen erhalten bleibt und die Junglandwirt:innen bevorzugten Zugang zu Boden haben. Agrarlandschaften sind von struktureller Vielfalt geprägt, Agroforststrukturen sind ausgebaut und es werden keine weiteren Flächen versiegelt. Moore wurden zu großen Teilen durch Unterstützung öffentlicher Mittel wieder vernässt und die langfristige Perspektive von betroffenen Betrieben gesichert. Der vermehrte Humusaufbau, die große Vielfalt standortangepasster Sorten, der Anbau einer ausgewogenen Fruchtfolge und die Nutzung von Leguminosen und Zwischenfrüchten tragen dazu bei, dass die Landwirtschaft einen positiven Einfluss auf den Klimaschutz hat. Die Landwirt:innen stehen einem fairen Markt gegenüber und die deutsche Politik und Gesetzgebung verhindert einseitige Oligopol- und Monopol-bildung. Unfaire Handelspraktiken werden durch wirksame Gesetze unterbunden. Das deutsche Landwirtschafts- und Ernährungssystem funktioniert zu großen Teilen in regionalen Kreisläufen. Die Verarbeitung von Lebensmitteln findet bevorzugt regional statt und Transportwege für landwirtschaftliche Erzeugnisse werden so kurz wie möglich gehalten. EU-weit werden im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik öffentliche Mittel ausschließlich für die Erbringung gesellschaftlicher Leistungen durch die Landwirt:innen, wie z.B. Ökosystemleistungen und Kulturlandschaftspflege, zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, dass Landwirt:innen für gesellschaftliche Leistungen im Sinne des Gemeinwohls und der Ökologie bezuschusst werden. Tiere werden unter hohen Tierschutzstandards gehalten und sind über den ländlichen Raum verteilt. Mit den vom Strukturwandel betroffenen Betrieben wurden langfristige Perspektiven entwickelt und umgesetzt. Die Tiere verfügen über ausreichend Platz und Auslauf. Nutztiere werden zu großen Teilen mit hofeigenen oder regionalen Futtermitteln versorgt. Landwirt:innen können global zu fairen Arbeitsbedingungen arbeiten, so die Vision. Die deutsche Agrarwirtschaft handelt auf fairen regionalen, nationalen und globalen Märkten über die gesamte Lieferkette hinweg. Sie führt weder explizit noch implizit zu negativen menschenrechtlichen, sozialen oder ökologischen Folgen in Drittländern. Die ökologischen und ökonomischen Bedingungen für Kleinbauern und Kleinbäuerinnen ermöglichen weltweit ein stabiles Einkommen, soziale Teilhabe und Marktzugang. Der uneingeschränkte Zugriff auf wichtige Ressourcen – wie z.B. Wasser, Acker- und Weideland, Saatgut, Energie, Kapital und Bildung – ist sichergestellt. AbL: Politischer Weckruf an alle landwirtschaftlichen Verbände, an NGOs, Wissenschaft und Verantwortliche in Wirtschaft und Politik
Die AbL beglückwünscht die Jugendverbände zu diesem Konsenspapier. Sie fordert zudem alle Mitglieder der Zukunftskommission auf, bei der jetzt anstehenden intensiven Diskussion über den mit Spannung erwarteten Endbericht den Tunnel der Einzel- und Verbandsinteressen zu verlassen. Wer dem Jugendpapier zustimmt, muss sich im Endbericht der Kommission dafür stark machen, einen mutigen, für Landwirtschaft und Gesellschaft tragfähigen Zukunftskompass vorzulegen, der die agrarpolitische Grundlage für die neue Bundesregierung sein muss. Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der AbL kommentiert: „Das Zukunftsbild Landwirtschaft der Jugendverbände ist erfrischend anders, weil es die Gemeinsamkeiten von Landwirtschaft und Gesellschaft nach vorne stellt. Es formuliert klare Zukunftswege, wie ökonomisch und ökologisch ein agrarpolitisch verantwortlicher Rahmenplan für eine vielfältige Landwirtschaft und für viele landwirtschaftliche Betriebe aussehen muss. Es ist ein deutlicher politischer Weckruf an alle landwirtschaftlichen Verbände, an die Nichtregierungsorganisationen, an die Wissenschaft, an die Verantwortlichen in der Wirtschaft und der Politik: Hört auf mit den Grabenkämpfen zwischen „immer weiter so“ auf der einen Seite und mit immer strengeren politischen Auflagen, die vielen Betrieben die Luft zum Atmen zu nehmen, auf der anderen Seite. Die Jugendverbände haben eine hohe Wertschätzung für die Landwirtschaft und für die Erzeugung gesunder Lebensmittel. Sie muss sich in Erzeugerpreisen ausdrücken, die gesellschaftliche Teilhabe, Betriebsabsicherung und Altersvorsorge ermöglichen.“ Klima-, Umwelt-, Tierschutz, Erhalt der Artenvielfalt werden in dem Positionspapier nach Ansicht der AbL nicht als Bedrohung für die Landwirtschaft dargestellt, sondern als natürliche und wichtige Voraussetzungen sich wirtschaftlich am Markt behaupten zu können, wo einseitige Oligopol- und Monopolbildung verhindert werden müssen. „Verbraucher*innen und Landwirt*innen sind gemeinsam aufgefordert, Lebensmittel neu wertzuschätzen und dabei den weltweiten Zugang zu Lebensmitteln einzufordern, um den Hunger zu beenden. Dazu werden faire Handelsstrukturen über die gesamte Lieferkette als Notwendigkeit benannt. Politisch überzeugend auch der Blick der Jugend auf die EU-Agrarpolitik, wo die öffentliche Mittel nur für öffentlich erbrachte Leistungen im Sinne des Gemeinwohls zur Verfügung gestellt werden sollen", so Janßen.