Milchmarkt-Krise in der Politik angekommen

Zu viel Milch besser gar nicht erst erzeugen. Politische Maßnahmen müssen Vielfalt der bäuerlichen Betriebe stärken

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßt, dass die Grünen-Landwirtschaftsministerinnen und -minister von sechs Bundesländern mit ihrer heutigen gemeinsamen Pressekonferenz und Vorlage einer Studie die akute Krise auf dem Milchmarkt in die politische Diskussion bringen. „Das Überangebot an Milch hat zu einem drastischen Abrutschen der Erzeugerpreise für Milch geführt. Es wurde höchste Zeit, dass diese existenzgefährdende Entwicklung in der Politik nun prominent aufgegriffen wird“, kommentiert Ottmar Ilchmann, stellvertretender Vorsitzender der AbL. Das von den Ministern in Auftrag gegebene Kurzgutachten zeige, dass eine überbetrieblich koordinierte Reduzierung der Milcherzeugung in akuten Marktkrisen eine überproportionale und schnellere Erholung der Milchpreise erwarten lassen kann. „Jüngstes Beispiel dafür war die leider nur kurze Anhebung der Preise, nachdem zum Ende des letzten Quotenjahres etliche Betriebe zur Vermeidung von Superabgaben ihre Überlieferung gedrosselt hatten. Leider steigt nun nach Ende der Quote die Milchmenge wieder an, obwohl eine preiswürdige Nachfrage dafür nicht da ist. Der wieder eingesetzte Preisverfall hat die kurze Preiserholung längst wieder aufgefressen“, erläutert Ilchmann, Milchbauer in Ostfriesland. Die AbL fordert die zügige Einführung von mengenreduzierenden Maßnahmen zur Vermeidung von Marktkrisen, wie sie im Marktverantwortungsprogramm des European Milk Board und des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter entwickelt worden sind. Jedes weitere Zögern gefährde die Existenz von Milcherzeugern. Die Bundesregierung müsse ihren Widerstand aufgeben. Die Grünen-Landwirtschaftsminister sollten ihre starke Bundesratsposition konsequent nutzen, um solche Maßnahmen voranzutreiben, auch wenn noch nicht alle Details bis ins Letzte wissenschaftlich bearbeitet seien. „Es ist allemal besser, zu viel Milch gar nicht erst zu erzeugen als sie zu trocknen und in staatliche Lagerhallen zu stapeln“, sagt Ilchmann. Die AbL fordert als Sofortmaßnahme die Molkereien auf, denjenigen Milcherzeugern einen Bonus zu zahlen, die ihre Milchmenge jetzt kurzfristig reduzieren. So könne der Milchpreis schnell stabilisiert werden, bevor die Politik Maßnahmen beschließt. Zudem fordert die AbL alle politischen Ebenen auf, Milchviehbetriebe aktiv auch dabei zu unterstützen, über die Erzeugung besonderer Qualitäten wirtschaftliche Perspektiven abseits des Mengenwachstums zu entwickeln. „Eine Tierhaltung in Großanlagen stößt in der Nachbarschaft immer stärker auf Ablehnung. Das betrifft mittlerweile auch die Milchviehhaltung“, warnt Ilchmann. Dagegen wachse in der Gesellschaft der Wunsch nach einer qualitativ hochwertigen Milcherzeugung. „Für richtig halten die Menschen, dass die Kühe im Sommerhalbjahr wenigstens halbe Tage zum Grasfressen auf die Weide kommen. Weidehaltung ist die Stärke der kleineren und mittleren Betriebe, in Großbetrieben geht das praktisch nicht mehr“, gibt der Milchbauer ein Beispiel für Qualität. Die Fütterung ohne gentechnisch veränderte Futtermittel sowie die Langlebigkeit gesunder Milchkühe, also ein hohes Durchschnittsalter in der Herde, zählt für die AbL zu weiteren wichtigen Qualitätskriterien mit zunehmender Bedeutung im Markt.
12.06.2015
Von: Pressemeldung