Bauernprotest vor größter deutscher Molkerei

Molkereien müssen jetzt Verantwortung übernehmen. Milchpreis dramatisch im Sinkflug. Bäuerinnen und Bauern reicht es jetzt

Am heutigen Freitag, 24.07.2015, sind 25 Bäuerinnen und Bauern der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) mit einem Traktor vor die Geschäftsstelle des Deutschen Milchkontors (DMK) im norddeutschen Zeven gezogen, um gegen die immer niedrigeren Auszahlungspreise für ihre wertvolle Milch zu demonstrieren. Ziel dieser Kundgebung ist es, die Verantwortlichen des DMK zum umgehenden Handeln aufzufordern und die Milchpreise anzuheben.

„Jetzt reicht es“, sagt Ottmar Ilchmann, Milchbauer und stellvertretender Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) auf der Kundgebung. „Das Deutsche Milchkontor zahlte im Juni ihren Erzeugern nur noch 27 Cent. Dieser Preis zerstört bäuerliche Strukturen. Wir können Rechnungen nicht mehr bezahlen und für einige Milchbauern stellt sich jetzt schon die Existenzfrage.“

Als Grund sehen für diesen Preisverfall sehen die Milchbauern die extreme Exportoffensive der Molkereien und ihrer Interessenvertreter. Die Milchüberschüsse in Europa stiegen kontinuierlich an. Seit Anfang Mai sei in Deutschland jede Woche mehr Milch angeliefert worden als im Vorjahr, obwohl weltweit lukrative Absatzmärkte für Milchprodukte fehlten. Bei der Handelsplattform Global Dairy Trade sei der Preis jüngst über alle Milchprodukte noch einmal um über zehn Prozent gefallen. Das bedeute, dass der Milchpreis auch in Deutschland noch weiter sinken werde, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird.

„Die Molkerei-Verantwortlichen werden nicht müde, uns zu versichern, dass der Weltmarkt große Chancen bietet. Aber die aktuelle Situation zeigt, lediglich für die exportorientierten Molkereien bieten sich große Chancen. Sie setzen überschüssige Milch zu niedrigen Preisen auf dem Weltmarkt ab und sichern sich so Marktanteile. Die Zeche zahlen aber wir Bäuerinnen und Bauern“, sagt Johanna Böse-Hartje, Milchbäuerin aus dem Bremer Land und BDM-Landesteam Niedersachsen, auf der Kundgebung. „Denn die Molkereien geben die niedrigen Preise bequem an ihre Erzeuger weiter. In einer Überschusssituation sind Molkereien zudem dem Diktat des Lebensmitteleinzelhandels ausgesetzt.“

„Das Überangebot von Milch muss umgehend verringert werden, damit sich die Milchpreise wieder erholen können und auf ein kostendeckendes Niveau einpendeln“, so Ilchmann. „Deshalb fordern wir die Molkereien auf, umgehend einen Bonus für die Milcherzeuger einzuführen, die ihre Milchmenge nicht weiter ausdehnen oder sogar reduzieren.“

Das ist die Grundlage dafür, dass Molkereien des weiteren die Anforderungen von Bürgern und Verbrauchern ernst nehmen müssen und gemeinsam mit den Bauern die Milcherzeugung qualitativ weiterentwickeln und vermehrt etwa echte Weidemilch und gentechnikfreie Milch anbieten.

Kontakt

Ottmar Ilchmann: 0176-45000760 Johanna Böse-Hartje: 0176-61167942 Die Fotos können kostenlos unter Angabe der Quelle genutzt werden.
24.07.2015

Fotos: Thomsen