Gentechnik, Züchtung und Biolandbau

Da passt doch was nicht zusammen, will man sofort sagen. Gentechnik und Bio? Nein, das ist ausgeschlossen! So jedenfalls argumentiert die Biobranche, alle Verarbeiter die Verbandsfunktionäre aber vor allem die Produzenten. Bäuerinnen und Bauern, die über Jahre ihre Höfe entwickelt haben, die eine eigene Vermarktung aufbauten und mit ihrem Namen und Gesicht für gentechnikfreie, ökologisch produzierte Lebensmittel stehen. Und dann diese Diskussion, die seit geraumer Zeit und ganz aktuell in einem Interview in der TAZ von Prof. Urs Niggli angestoßen wird. Ein großes Potential hätten die neuen gentechnischen Züchtungsmethoden, gibt der Professor zur Antwort. Die besondere Brisanz, Niggli ist ein führender Kopf der Ökolandbauforschung. Er ist seit 2001 Vorstand des Forschungsinstituts für ökologischen Landbau (FIBL) in Deutschland. Schon seit längerem fordert er eine Orientierung vor allem der Erträge an denen der konventionell wirtschaftenden Kollegen und ist dafür durchaus bereit Abstriche bei vielen Grundwerten des Ökolandbaus zu machen. Auch in den neuen, gentechnischen Züchtungsmethoden sieht Niggli das Potential schnelle Ertragssteigerungen zu erreichen. In der Branche stößt seine Vorstoß auf wenig Gegenliebe. Auf der Biofach, im Februar in Nürnberg, wurde Niggli nicht nur von den Podiumsteilnehmern, Vertretern aus Verbänden und von Verarbeitern, zurechtgestutzt. Auch aus dem Publikum kamen klare Absagen an seine gentechnikfreundliche Haltung. Mit dem jetzigen Interview allerdings hat Niggli gezeigt, dass er sich nicht der Branchenmeinung beugen will. Ein erster offener Brief fordert eine klare Positionierung des Stiftungsrats des FIBL. Innerhalb des Biolandverbands gab es schon während der Wintertagungen zum Teil heftige Diskussionen mit den Vereinsoberen. Unklar bleibt die Motivation des Urs Niggli. Das es einer Branche, die eine Kennzeichnung ihrer Produkte mit einem „gentechnik frei“ ablehnt, weil dies bei Bioprodukten eine Selbstverständlichkeit sei, nicht gut tut wenn sie von einem Vertreter aus den vermeintlich eigenen Reihen vor sich hergetrieben wird, sollte auch ihm klar sein.