Bäuerliche Videobotschaft: Es braucht Orientierung und marktpolitischen Rahmen für Milcherzeuger:innen

Pressemitteilung der AbL e.V. zur heute veröffentlichten Videobotschaft zum Milchmarkt

Die Preissituation in der Landwirtschaft ist in den Sektoren Ackerbau und seit kurzem auch Milch als positiv zu bewerten, hingegen der Schweinesektor wirtschaftlich immer noch kritisch dasteht. Aber mindestens im Milchsektor kann aus Sicht der AbL keine Rede von „festen Erzeugerpreisen“ sein, wie von interessierter Seite behauptet wird. Damit künftige Preiskrisen verhindert werden und Bäuerinnen und Bauern wirtschaftlich in die Lage versetzt werden, Qualitäten in der Erzeugung weiterzuentwickeln, braucht es klare politische Zielbilder, Orientierung und marktpolitische Rahmen für Bäuerinnen und Bauern. Vertreter:innen aus Landwirtschaft und Verbraucherschutz machen dafür Vorschläge via Videobotschaft.

Ottmar Ilchmann, Milchsprecher des AbL-Bundesverbandes, kommentiert die Marktlage:

Nach vielen Jahren einer Kostenunterdeckung liegen seit Sommer die Erzeugerpreise für Milchbäuerinnen und -bauern oberhalb der Kosten. Das ist ein Novum, aber reicht bislang nicht aus, um die Verluste der letzten Jahre auszugleichen. Auch zeichnet sich auf dem Markt bereits ein Preisrückgang ab, den Expert:innen schon ab Januar erwarten. 45 Cent/kg Milch heute sind aufgrund der gestiegenen Produktionskosten vergleichbar mit 25 Cent/kg Milch vor noch zwei Jahren. Wir müssen auch wahrnehmen, dass derzeit vor allem die Qualitätsmärkte verlieren. So ist zum Beispiel der Biomilchabsatz zurückgegangen und die Erzeugerpreise sind längst nicht so auskömmlich wie beim konventionellen Markt. Minister Özdemir könnte jetzt positive Marktsignale setzen, indem er den Art. 148 der Gemeinsamen Marktorganisation einsetzt. Dadurch könnte ein Teil der Milchbäuer:innen ab sofort Lieferverträge mit Preis, Menge, Qualitäten und längeren Laufzeiten aushandeln. Das wäre ein erster Schritt, um die Marktposition der Erzeugerstufe zu verbessern und künftige Preiskrisen zu verhindern.“

Lucia Heigl, stellvertretende Bundesvorsitzende, sagt zur Videobotschaft:

„Uns Bäuerinnen und Bauern ist bewusst, dass die gestiegenen Preise für die Konsument:innen aktuell zusätzliche Belastungen bedeuten. Deshalb ist es wichtig, dass sich in der AbL-Videobotschaft Bäuer:innen und Verbraucherschützer:innen gemeinsam zu Wort melden. Wir wollen deutlich machen, dass die viele Jahre anhaltende Tiefpreiskrise auf den Milchviehbetrieben – aktuell auch auf schweinehaltenden Betriebe – uns Bäuer:innen massiv den Weg zum Umbau versperrt. Tierwohl, Klimaschutz und Artenvielfalt kosten die Betriebe mehr Geld. Deshalb muss der anstehende Umbau der Milchkuhhaltung an den Empfehlungen der Borchert-Kommission angelehnt werden. Wir brauchen deutlich mehr Tierwohlkriterien und langfristige wirtschaftliche Perspektiven. Weidehaltung muss eine maßgebliche Rolle spielen.“

15.12.2022