Bayer wegen Agent Orange angeklagt

Seit Ende Januar 2021 steht Bayer in Frankreich im Zusammenhang mit dem Krieg in Vietnam vor Gericht. Eine Betroffene Vietnamesin wirft Dow Chemical und Monsanto vor, das hochgiftige Entlaubungsmittel Agent Orange geliefert zu haben. Das Gift wurde großflächig zur Entlaubung von Wäldern eingesetzt, um die Tarnung der Guerillaorganisation Vietcong und deren Nahrungsversorgung zu erschweren. Viele hunderttausende Bewohner der betroffenen Gebiete und bis zu zweihunderttausend US-Soldaten erkrankten in Folge. Mediziner*innen sehen bis in die Gegenwart hinein Spätfolgen durch den Einsatz des toxischen Unkrautbekämpfungsmittels: Drastisch erhöhtes Auftreten schwerer Fehlbildungen bei Kindern, Krebserkrankungen, Immunschwächen u.v.m. Während geschädigte US-Soldaten nach gerichtlichen Auseinandersetzungen 1984 von den damaligen Herstellerfirmen finanziell entschädigt wurden, warten Vietnamesische Opfer bis heute auf einen angemessenen Ausgleich. Deren Klagen wurden abgewiesen. Nun hat knapp 50 Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs in Frankreich ein Gerichtsprozess gegen 14 Chemiekonzerne begonnen, darunter Bayer. Klägerin ist die 78-jährige Französin vietnamesischer Herkunft, Tran To Nga. Sowohl sie als auch ihre Tochter würden unter anderem an Herzproblemen leiden, sie selbst hatte Krebs. Eine weitere Tochter sei früh an einem angeborenen Herzfehler gestorben. Ihre Klage stehe stellvertretend für die über vier Millionen Opfer. Unterstützt wird sie von NGOs. Neben der weitreichenden Schädigung der Gesundheit wird den Konzernen auch die massive Naturzerstörung vorgeworfen. Die Konzerne bestreiten die Zuständigkeit des französischen Gerichts. Die USA hätte Agent Orange für die nationale „Verteidigung“ eingesetzt, deshalb könne ein ausländisches Gericht sich nicht mit der Sache befassen, argumentierte ein Monsanto-Anwalt.
30.01.2021
Von: av

Foto: Bayer AG