Debatten mit der KWS

Anlässlich der Aktionärsversammlung gibt es Protest und Diskussionen um bäuerliche Züchtung

Kalt ist es, Schneereste liegen am Straßenrand, es ist Nikolaustag und die KWS lädt zu ihrer jährlichen Aktionär*innenhauptversammlung nach Einbeck. Nach zwei Jahren Pandemie zum ersten Mal wieder in Präsenz und so gab es auch zum ersten Mal wieder die Möglichkeit, bunten, bäuerlichen Protest zu üben. Es ist wohl schon fast eine kleine Tradition, dass die junge AbL (jAbL) zusammen mit anderen Organisationen die Hauptversammlungen in Einbeck kritisch begleitet. Anlässe dafür gibt es schließlich genug. Als viertgrößter Saatgutkonzern der Welt mischt KWS in der alten und neuen Gentechnik mit, befürwortet Nachbaugebühren und meldet neuerdings Patente auf Pflanzengene an. Alles Themen, die für die AbL fast schon ein rotes Tuch sind – kämpft sie schließlich schon seit Jahren
gegen Gentechnik und zur Zeit gegen die Deregulierung der Gesetzeslage auf EU Ebene.

Mannshohe Maiskolben
Im Fokus der diesjährigen Aktion stand diesmal die Praxis, Pflanzen zu patentieren. Mitorganisiert wurde der Protest von der Initiative „No Patents on Seeds“, dem genethischen Netzwerk (GEN) und der jAbL. Mit zwei Traktoren, leuchtenden, menschhohen Maiskolben, Gerstenähren und Blumenkohlköpfen und jeder Menge Infozetteln positionierten wir uns direkt vor den Toren der KWS-Hauptversammlung und begrüßten jede*n mit einem Lächeln und Informationen über unser Anliegen.
Aufsichtsrat, Vorstand und Mitarbeitende von KWS hießen uns dabei herzlich willkommen, führten die ein oder andere Diskussion und versicherten uns ein ums andere Mal, dass unsere Interessen ganz nah beieinander liegen würden. Durch die Erteilung von Patenten auf Pflanzengene ist der Zugang zur biologischen Vielfalt für Züchter*innen und Bäuer*innen eingeschränkt, weshalb die bäuerliche Züchtung bedroht ist. KWS geht den Weg, die patentierten Eigenschaften und Gene gegen Lizenzgebühren zur Verfügung zu stellen, was das eigentliche Problem aber nicht löst: Die Natur und das Leben sind nicht patentierbar.

Kaffee und Müsliriegel
Begleitet wird die Aktion auch von einer Journalistin des NDR und verschiedenen Lokalzeitungen, die besonders gerne die Traktoren und die davor aufgestellten bunten Pflanzenskulpturen fotografieren. Und auch die Aktionär*innen zeigen sich größtenteils interessiert, während KWS mit heißem Kaffee und Müsliriegeln aufwartet. Mit Freundlichkeit versucht sie den Protest einzuhegen und unsere Kritik
abzuwehren. Ein Spiel, das wir mitspielen, um schließlich direkt auf der Hauptversammlung noch einmal unsere Forderungen zu formulieren und Fragen an den Vorstand zu stellen. Dabei geht Christoph Then (No Patents on Seeds) erneut auf die Gefahr ein, die Patente für die konventionelle
Pflanzenzüchtung darstellen, während Inka Baumgart (jAbL) auf die Bedeutung von eigenem Saatgut für Kleinbäuer*innen hinweist und nachfragt, wie KWS die Rechte von Kleinbäuer*innen schützt. Obwohl die Debatte um Gentechnik so aktuell wie nie ist, hat das Thema dieses Mal nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Das Datum für die nächste Aktionär*innenversammlung steht aber
schon: 13. Dezember 2023. Genug Zeit, um einen lauten Protest auf die Beine zu stellen und mit vielen Menschen und klaren Forderungen erneut an die KWS heranzutreten.

21.12.2022
Von: Robin Luhme, junge AbL
Dateien:
Debatten_mit_der_KWS_Jan_2023.pdf