Durchmarsch verhindert – Kritik verstärkt sich

Rückblick Gentechnik 2024 Kritischer Agrarbericht

Der Druck seitens der Befürworter der Neuen Gentechnik (NGT) aus Gentechnikwirtschaft,
industrienahen Lobbygruppen, Teilen der Wissenschaft und der Politik, den Gesetzesvor-
schlag der EU-Kommission zur fast kompletten Deregulierung der Zulassung und Inver-
kehrbringung von NGT-Pflanzen vom Juli 20231 ohne breite öffentliche Diskussion durch-
zudrücken, ist weiter hoch. Bisher ist das nicht gelungen. Zwar hat das alte Europaparla-
ment seine Verhandlungsposition bereits im Februar 2024 festgelegt – allerdings nur mit
einer sehr knappen Mehrheit. Im EU-Agrarministerrat gibt es starke Kritik diverser Mit-
gliedstaaten, unterstützt von mehreren nationalen Umweltbehörden. Grundlegende Kritik
äußern auch die Zivilgesellschaft, bäuerliche Organisationen, Wirtschaftsbeteiligte, kritische
Wissenschaftler:innen und Jurist:innen. Kein Wunder, denn es geht um eine folgenschwere
Entscheidung, ob wir in Zukunft noch Wahlfreiheit haben und selbstbestimmt entscheiden
können, ob wir Gentechnik einsetzen bzw. essen wollen. Denn würde der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission so oder so ähnlich verabschiedet, würden zukünftig fast alle NGT-Pflanzen ungeprüft, intransparent und unkontrollierbar in unser Saatgut, unsere Lebensmittelerzeugungskette und unsere Umwelt gelangen. Das wäre das Aus für die gentechnikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft – konventionell wie ökologisch – und für unsere Entscheidungsfreiheit. Der aktuelle Wettbewerbsvorteil, die gentechnikfreien Märkte sowohl in Europa als auch in Asien und den USA beliefern zu können,
würde wider besseren Wissens zerstört. Mit der geplanten Deregulierung von NGT-Pflanzen
würde es zudem zu einer weiteren Patentierungswelle kommen. Schon jetzt zeigen sich im-
mer deutlicher die massiven Auswirkungen von Patenten auf die Pflanzenzucht. 139 Verbän-
de und Organisationen forderten deshalb bereits im November 2023 in einem gemeinsamen
Positionspapier 2 die Bundesregierung und das Europäische Parlament auf, den Verordnungs-
vorschlag zurückzuweisen und Gentechnik weiterhin konsequent nach dem EU-Gentechnik-
gesetz und im Sinne des Vorsorgeprinzips zu regulieren.

Zum Artikel im Kritischen Agrarbericht (Link).

17.01.2025
Von: Annemarie Volling, AbL e.V., Rückblick KAB