In Anlehnung an ein Zitat von Bayer-Chef Werner Baumann konfrontiert die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) die Aktionäre mit einer knapp 4 Meter hohen Baumann-Strohballen-Figur vor der heutigen Bayer-Hauptversammlung in Bonn. Sie zeigt Baumann mit voller Hose. Darin symbolisch enthalten sind die über 11.000 Glyphosat-Klagen und rund 5.000 Dicamba-Klagen in den USA, zudem die Altlast „Monsanto“ und der aktuelle Gentechnik-Verunreinigungsfall von konventionellem Rapssaatgut u.a. in Deutschland.
„Alle reden von Glyphosat – wir reden auch von Dicamba. Mit ihren Dicamba-resistenten Gentechnik-Pflanzen und Dicamba Spritzmitteln sind Bayer und Co. für Millionen Hektar von Ernteeinbußen bis hin zu Totalausfällen in den USA verantwortlich. Mit allen Mitteln versucht Bayer, diese „neue Generation“ von Gentechnik-Pflanzen am Markt durchzusetzen gegen die Klagen von Farmern, Gärtnern, Obstbauern sowie Saatgutzüchtern und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Anstatt nun auch noch gentechnisch veränderten Dicamba-resistenten Mais zur Zulassung zu bringen - was zu einer Verdoppelung des Dicamba-Einsatzes führen könnte - muss Bayer die Betroffenen ausreichend entschädigen und seine Dicamba-resistenten Gentechnik-Pflanzen vom Markt nehmen“, fordert Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der AbL.
In Europa macht Bayer aktuell Schlagzeilen durch einen Gentechnik-Verunreinigungsfall. Verunreinigt wurde konventionelles Rapssaatgut mit einem in der EU nicht zum Anbau zugelassenen Bayer-Konstrukt (GT 73, ursprünglich Monsanto). „Dieser Verunreinigungsfall zeigt einmal mehr, dass die Gentechnik-Konzerne nichts im Griff haben. Die Bäuerinnen und Bauern wollten konventionelles Saatgut aussäen und bekamen stattdessen Gentechnik-Verunreinigungen auf ihre Äcker. Bayer muss für alle entstehenden Folgeschäden haften und sicherstellen, dass es zu keinen weiteren Gentechnik-Verunreinigungen kommt“, so Janßen.
Das Zitat „Mit voller Hose gewinnen Sie keinen 100-Meter-Lauf“ stammt aus einem Interview der Welt am Sonntag vom 03.03.2019 mit Bayer-Chef Werner Baumann. Insbesondere bei Zukunftstechnologien seien die Europäer „vom Risiko beseelt“, es fehle an „Chancenorientierung“, meinte Baumann. Die AbL wirft dagegen Bayer vor, mit anderen Konzernen das in Europa etablierte Vorsorgeprinzip aushebeln und stattdessen ein industriefreundliches „Innovationsprinzip“ etablieren zu wollen. Ziel dabei sei es, Pflanzenschutzmittel oder Gentechnik-Pflanzen schneller zuzulassen, oder – wie bei den neuen Gentechnik-Verfahren – eine Zulassungspflicht zu verhindern. Dies kommentiert AbL-Gentechnik-Expertin Annemarie Volling: „Bäuerinnen und Bauern wollen keine Risikotechnologie auf dem Acker. Wir brauchen Wahlfreiheit und Transparenz sowie eine unabhängige Risikoprüfung und Bewertung, gerade der neuen Gentechnik-Verfahren. Einfach zu behaupten, sie seien „sicher“, ist unwissenschaftlich und unverantwortlich. Europäische Bäuerinnen und Bauern haben einen großen Wettbewerbsvorteil, denn sie bauen das an, was die Verbraucher*innen und auch der Lebensmittelhandel will: Gentechnikfreie Lebens- und Futtermittel. Das werden wir nicht leichtfertig aufgrund von Innovationsbehauptungen der Industrie, die dafür keinerlei Verantwortung übernehmen will, aufs Spiel setzen. Wer jede Gelegenheit nutzen will, ohne die Risiken abzuwägen, der hat am Ende die Hosen voll und gewinnt auf jeden Fall keinen Marathon für gesunde Lebensmittel-Erzeugung.“