Auf dem Milchmarkt zeichnet sich sehr deutlich eine Preissenkung für Tausende Milchhöfe in Deutschland und auch EU-weit ab. Aufgrund der Corona-Pandemie sind viele Warenströme für den Export in andere EU-Länder wie Italien sowie in Drittländer abgebrochen, unter anderem auch, weil es an Containern zur Verschiffung fehlt. In der Verwertungskette im Binnenmarkt gibt es einen Mangel an Verpackungen, auch da kommt es zu Absatzschwierigkeiten. Aufgrund der anstehenden Abkalbesaison steigt gleichzeitig die Milchmenge in Europa. Der Kieler Rohstoffwert für Milch sinkt im März um fast 10 Prozent und die Preise für Magermilchpulver sind bereits deutlich nach unten gerutscht.
„Jetzt werden Stimmen laut, mit staatlichen Hilfen die private Lagerhaltung der Molkereien zu fördern und dadurch Milchüberschüsse vorläufig vom Markt zu nehmen. Das kostet öffentliche Gelder, aber die Überproduktion bleibt und die Lagerbestände verlängern die Krise noch“, warnt Elisabeth Waizenegger, Milchbäuerin im Allgäu und Mitglied im Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). „Es wäre wesentlich zielführender, wenn die überschüssige Milch gar nicht erst entstehen würde. Einzelne Molkereien gehen bereits voran und fordern ihre Milchhöfe auf, die Menge zu drosseln. Das begrüßt die AbL grundsätzlich, aber es ist weiterhin notwendig, dass für die Molkereien auf EU-Ebene koordinierte Anreize gesetzt werden, um die Milchmenge zu senken.“
„In der aktuellen Situation braucht es eine Honorierung für die Milchhöfe, wenn sie auf betrieblicher Ebene weniger Milch liefern als in einem Vergleichszeitraum“, sagt Waizenegger weiter. „Allen voran für Weidehalter, die in der Gesellschaft eine hohe Anerkennung genießen, wird es eine große Herausforderung, denn mit dem Weidegang steigt ihre saisonale Milchmenge besonders an.“ Die AbL erinnert an das Vorgehen in der Milchmarktkrise 2015/2016, als Zuschüsse an die Mengendisziplin geknüpft wurden. In der koordinierten Milchdrosselung steckt ein enormes Potentiell. Das zeigt das Beispiel der Molkerei Friesland Campina, die in der Milchkrise vor einigen Jahren das Instrument der Mengenreduzierung auf Molkereiebene eingeführt hat. Das hat zu einer Entlastung auf dem gesamten Markt geführt.“
Die AbL hat in einer kürzlichen Stellungnahme zudem gefordert, dass die EU-Agrarpolitik, die derzeit im Reformprozess ist, wirksame Instrumente auch für künftige Milchkrisen installiert und dass die Direktzahlungen insbesondere bäuerliche Betriebe existenzsicher halten.