Anlässlich des weltweiten Frauen*-Tages am 8. März rufen Bäuerinnen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. zum gemeinsamen Streik auf. Die AbL kritisiert die anhaltende Geschlechterungerechtigkeit in der gesamten landwirtschaftlichen Branche und verweist dabei auf die Ergebnisse und Politikempfehlungen der Studie „Frauen.Leben.Landwirtschaft“, welche im vergangenen Jahr vom Thünen-Institut, der Universität Göttingen und dem Deutschen LandFrauenverband e.V. veröffentlicht wurde. Auch die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft weisen in dieselbe Richtung.
Elisabeth Fresen, Betriebsleiterin und AbL-Bundesvorsitzende, kommentiert die Missstände:
„Was für Bäuerinnen schon seit Jahrzehnten Realität auf den Höfen ist, wurde nun durch verlässliche Zahlen der Landfrauen-Studie untermauert. Wir Bäuerinnen erleben tagtäglich Mehrfachbelastung aus landwirtschaftlicher Arbeit und Sorgearbeit für Kinder, Pflegebedürftige und uns selbst. Es ist ein starkes Warnsignal, dass 21,4 Prozent der Studienteilnehmenden als burnoutgefährdet gelten. Es ist bedrückend, dass Bäuerinnen nach wie vor schlecht sozial abgesichert und stark von Altersarmut betroffen sind und dass weiterhin veraltete Rollenverteilungen Gleichstellung verhindern. Es ist inakzeptabel, dass der Anteil der Betriebsleiterinnen bis heute nur auf 11 Prozent gestiegen ist und laut Studie nur 24 Prozent der Bäuerinnen auf dem Papier über Eigentum verfügen, obwohl viele Frauen* wichtige Betriebsentscheidungen mitfällen und -tragen. Wir können nicht länger hinnehmen, dass die wichtige Rolle der Frauen* auf den Höfen sich nicht in der rechtlichen Situation widerspiegelt.“
Elisabeth Fresen mit Blick in die Zukunft weiter:
„Für uns als AbL ist Geschlechtergerechtigkeit seit unserer Gründung keine leere Floskel, sondern eine wichtige Voraussetzung für eine lebenswerte Zukunft und die Grundlage unserer Vereinsarbeit. Wir kämpfen für die Gleichstellung der Geschlechter und stemmen uns gegen Überlastung und Unterbezahlung von bäuerlicher Arbeit. Neben fairen Preisen und der Honorierung öffentlicher Leistungen setzen wir uns im „Aktionsbündnis Agrarsozialwahl 2023“ für eine gerechte Sozialversicherung ein. Wir fordern, dass Sorgearbeit auf den Höfen und im ländlichen Raum besser gewürdigt und aufgeteilt wird und Frauen* in allen Agrargremien gleichberechtigt vertreten sind.“
Auch die internationale bäuerliche Bewegung La Via Campesina ruft zum Frauen*-Streik auf. Unter dem Motto „Indem wir uns auflehnen, säen wir bäuerlichen Feminismus, bauen Ernährungssouveränität auf und organisieren uns gegen Krisen und Gewalt!" machen Bäuerinnen sich für ihr Recht auf ein würdiges, selbstbestimmtes Leben in Frieden stark. Die AbL solidarisiert sich mit allen, die weltweit am 8. März für ihre Rechte auf die Straße gehen.
Kaya Thomas, angestellte Landwirtin und Mitglied im AbL-Bundesvorstand, ergänzt:
„Es ist wichtig, dass wir weltweit unsere Stimme gegen Gewalt an Frauen*, Trans- und nichtbinären Menschen in der Landwirtschaft erheben. Bäuerlicher Feminismus bedeutet für mich nicht nur, auf dem Acker gegen sexistische Sprüche anzuhalten, sondern auch gemeinsam gegen Kriege und Landvertreibungen einzustehen. Wir müssen international zusammenhalten und die Probleme an der Wurzel packen, damit viele Menschen in der Landwirtschaft eine Zukunft haben. Es bedarf außerdem weiterer Forschung zur Situation von weiblichen und nicht-binären Angestellten, Auszubildenden und Saisonarbeitskräften, welche bislang zu wenig beachtet wurde.“
Hintergrundinformationen:
Zu Ergebnissen und Politik-Empfehlungen der Landfrauen-Studie: Link.
Zur Kampagne von La Via Campesina: Link.
Zum Aktionsbündnis Agrarsozialwahl 2023: Link.
Kontakt für die Presse:
Elisabeth Fresen, Betriebsleiterin und AbL-Bundesvorsitzende
Mobil: 0176-61424621
Mail: elisabeth.fresen@posteo.de
Kaya Thomas, angestellte Landwirtin und Mitglied im AbL-Bundesvorstand
Mail: kaya.thomas@posteo.de
Charlotte Gengenbach, AbL-Kampagnenarbeit
Mobil: 0152-08853760
Mail: gengenbach@abl-ev.de
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