Gentechnikfreie Soja in Gefahr?

Einheimische Eiweißfutter stärken, Abhängigkeiten reduzieren

Eine von vielen Folgen des Ukraine-Kriegs könnte sein, dass hierzulande die Rohstoffbasis für die „Ohne-Gentechnik“-Produktion wegbricht, so der Deutsche Raiffeisenverband (DRV). „Deshalb werden in Kürze viele Landwirte und Unternehmen bei der Verarbeitung aus der „Ohne-Gentechnik“-Produktion aussteigen müssen“, so DRV-Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers. Mindestens für Ohne-Gentechnik Soja ist das zu bezweifeln.

Die Soja-Einfuhren nach Deutschland beliefen sich laut Eurostat in den letzten Jahren insgesamt auf bei etwa 3,5 Millionen Tonnen Bohnen und 2,3 Millionen Tonnen Schrot, größtenteils aus Übersee. Aus europäischen Sojaanbauländern werden ca. 280.000 Tonnen Sojabohnen nach Deutschland importiert. Die heimische Sojaproduktion erreichte 2021 104.000 Tonnen. Demnach wurden etwa 350-400.000 Tonnen non-GMO-Bohnen aus Europa eingesetzt. Der gentechnikfreie Soja-Bedarf wird in Deutschland mit zusätzlichen Importen ergänzt. Der gentechnikfreie Sojaschrot-Verbrauch wird auf etwa 800.000 – 1,1 Millionen Tonnen geschätzt. In den letzten Jahren hat Deutschland aus der Ukraine ca. 49.000 Tonnen Sojabohnen und ca. 2.000 Tonnen Sojaschrot sowie 83.000 Tonnen Schrot aus Russland importiert. „Das meiste Soja aus der Ukraine wurde bereits vor Kriegsbeginn exportiert.“ so Donau Soja. „Hinsichtlich der künftigen Versorgung appellieren wir überlegt zu reagieren. Die großen Soja-Anbaugebiete in der Ukraine liegen im Westen, der Anbau beginnt frühestens Ende April – was ein Hoffnungsschimmer ist. Langfristig muss unser Ziel weiterhin die Verbreiterung der regionalen europäischen Sojaproduktion sein, auch um die Importabhängigkeit aus Übersee zu verringern“. Stärker betroffen durch den Krieg sei die Versorgung mit eiweissreichem Sonnenblumen- und Rapsschrot, so Donau Soja.    

Laut UFOP steig der Eiweissfutteranbau in Deutschland weiter an. 2021 wuchsen auf 219.000 Hektaren Futtererbsen, Ackerbohnen, Soja und Lupinen - eine Steigerung von 11 Prozent zum Vorjahr. Geerntet wurden 301.000 Tonnen Futtererbsen, 223.000 Tonnen Ackerbohnen, 104.000 Tonnen Sojabohnen und rund 53.000 Tonnen Süßlupinen. Laut aktueller Berechnung der UFOP sei das Potential an Flächen in Deutschland groß genug, um darauf jeweils 1,2 Millionen Hektar Raps und Leguminosen anzubauen, auch bei deutlich weiteren Fruchtfolgen als in der Vergangenheit. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir will als eine Maßnahme zur Unterstützung der Landwirtschaft in Folge des Krieges in der Ukraine die bestehende Eiweißpflanzenstrategie ausbauen und finanziell stärken, um u.a. das Angebot an regional erzeugten Futtermitteln und damit die Unabhängigkeit Deutschlands bei der Versorgung mit GVO-freien Eiweißfuttermitteln auszubauen. Zudem spart dies Dünger und Treibhausgase ein, der Boden wird verbessert und durch weitere Fruchtfolgen der Pestizideinsatz gesenkt.

24.03.2022
Von: Annemarie Volling, Bauernstimme
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Gentechnikfreie_Soja_in_Gefahr_Bauernstimme_April_2022.pdf