Argumente der Gentechnik-Industrie kritisch hinterfragen

Wir haben die Argumente der Gentechnik-Industrie kritisch geprüft - hier unserer Antworten (die sich auch in unserem neuen Flyer für Gentechnikfreiheit finden):

1. Neue Gentechnik ist Gentechnik

Auch die neuen Gentechniken wie CRISPR/Cas sind Gentechniken (GVO) und bergen Risiken. Das hat der Europäische Gerichtshof in seinem wegweisenden Urteil 2018 bestätigt. Da neue Gentechnik-Pflanzen Schäden für die Umwelt, Mensch und Tiere mit sich bringen können, muss eine umfassende Risikoprüfung aller GVO entsprechend des EU-Vorsorgeprinzips weiter gesichert werden.

2. Klimaanpassung durch Vielfalt

Ob durch neue Gentechniken geeignete Sorten für eine Klimakrisenanpassung erzeugt werden können, ist höchst fraglich, die Forschung hierzu befindet sich im Anfangsstadium. In jedem Fall würden zahlreiche und sehr weitgehende Veränderungen im Genom vorgenommen werden müssen – mit erheblichen Risiken für die Umwelt. Statt Gentechnik brauchen wir Vielfalt in den Sorten und Kulturen und widerstandsfähige Anbausysteme.

3. Pestizide wirksam reduzieren

Mit alter und neuer Gentechnik werden hauptsächlich Gentechnik-Pflanzen erzeugt, die gegen Herbizide oder Schädlinge resistent sein sollen. Unkräuter und Schädlinge passen sich schnell an und entwickeln Resistenzen. Das hat zu einem erheblichen Anstieg des Pestizid-Einsatzes durch Gentechnik geführt.

4. Hungerkrise strukturell bekämpfen

Hunger ist vor allem ein Verteilungs- und Armutsproblem, das durch die Klimakrise und Kriege verschärft wird. Die Menschen vor Ort brauchen freien Zugang zu Land, Wasser, Bildung, landwirtschaftlichem Know-How und regional anpassungsfähigem Saatgut ohne Gentechnik und Patente.

5. Patente verhindern Innovationen

Neue Gentechniken führen zu einer neuen Patentierungswelle. Patente verhindern den freien Zugang zu Saatgut und pflanzengenetischen Ressourcen. Diese aber sind die Grundlage für jegliche weitere Züchtung. Patente führen zu einer massiven Konzentration auf dem Saatgutmarkt, zur Einschränkung der Sortenvielfalt und zu gefährlichen Abhängigkeiten. Deshalb sind Patente auf Leben zu stoppen.

6. Gentechnikfreie Märkte schützen

Die Gentechnik-Anbaufreiheit Europas ist ein großer Wettbewerbsvorteil. 100 Prozent des konventionellen Getreides, Gemüses und Obstes in Deutschland wird gentechnikfrei erzeugt. Im Ökolandbau ist Gentechnik verboten. Ein Großteil der in der Deutschland erzeugten Milch, Eier und Geflügelfleisch werden „ohne Gentechnik“ im Futter erzeugt. Die meisten Verbraucher:innen möchten Gentechnikfreiheit auf dem Teller. Wir Bäuer:innen haben uns diese gentechnikfreien Märkte mühsam erkämpft – sie müssen gesichert werden!

7. Wahlfreiheit für alle

Wir brauchen Transparenz und verpflichtende klare Kennzeichnung vom Saatgut bis zum Endprodukt. Inverkehrbringer müssen ein Nachweisverfahren liefern, Rückverfolgbarkeit muss gesichert sein. Nur so gibt es Wahlfreiheit und Entscheidungsmöglichkeiten für alle.

8. Koexistenz und Haftung sichern

Gentechnik in der Landwirtschaft bedeutet Freisetzung von Organismen, die sich in offenen und komplexen Ökosystemen unkontrollierbar ausbreiten und vermehren können. Es braucht wirksame und verpflichtende Koexistenzregelungen, die Gentechnik-Kontaminationen sicher verhindern und strikte Haftungsregelungen. Das Verursacherprinzip muss gelten: Wer auf Gentechnik setzt und sich Profite verspricht, muss auch für die möglichen Folgeschäden in der Lebensmittelkette und Umwelt aufkommen.