Bauern demonstrieren gemeinsam mit Umweltschützern

Mit dem Trecker nach Berlin – nicht gegen, sondern mit Umwelt-, Tier- und Verbraucherschützern. „Wir fordern eine Agrarpolitik für uns alle“

Pressemeldung vom: 14. Januar 2020
Absender: Matthias Stührwoldt, Wittmaaßen, 24601 Stolpe (Kreis Plön), Tel: 0177-7654206, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Schleswig-Holstein

Bauern und Bäuerinnen aus dem Kreis Plön starten mit sechs Treckern am Freitag, 17. Januar, nach Berlin. Dort wollen sie am Samstag, 18. Januar, zum zehnten Mal Seite an Seite mit Umwelt-, Tier- und Verbraucherschützern für eine grundlegend andere Agrarpolitik demonstrieren.

„Die bisherige Agrarpolitik der Bundesregierung hat zu einer Spaltung zwischen Bauern und anderen Teilen der Gesellschaft geführt. Jahrzehntelang sollten wir Bauern zu möglichst billigen Preisen produzieren und angeblich sogar die Welt ernähren. Der Schutz von Umwelt, Tierwohl ist dabei viel zu oft unter die Räder gekommen, und gleichzeitig haben wir Zehntausende bäuerliche Betriebe verloren. Wir müssen raus aus dieser fatalen Sackgasse“, mahnt Matthias Stührwoldt, Milchbauer in Stolpe und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Schleswig-Holstein.

Das zeige sich auch in den weiteren Trecker-Demonstrationen der letzten Monate, wie sie auch derzeit wieder anstehen. „Diese Bauernproteste kommen jetzt an wichtige Weichenstellungen: Der Protest muss verbunden werden mit politischen Forderungen und praktikablen Lösungswegen für die Betriebe. Für mich ist klar, dass wir dabei auf Bündnispartner aus der ganzen Gesellschaft angewiesen sind", ergänzt Stührwoldt.

„Deshalb demonstrieren wir in Berlin für eine Agrarpolitik, die die unterschiedlichen Interessen wieder zusammenführen und den Landwirten dabei eine wirtschaftliche Perspektive unter Beachtung eines konsequenten Grundwasser-, Tier- und Klimaschutzes geben muss. Wir wollen mit einer gesellschaftlichen akzeptierten Praxis und zu fairen Preisen unser Einkommen erwirtschaften, nicht gegen die Gesellschaft. Dafür fahren wir wieder nach Berlin“, erklärt Matthias Stührwoldt.

Seit zehn Jahren demonstrieren in Berlin jeweils im Januar zum Auftakt der „Grünen Woche“ Bauern und Bäuerinnen zusammen mit vielen Tausend Verbraucherinnen und Verbrauchern unter dem Titel „Wir haben Agrarindustrie satt!“ für richtungsweisende Änderungen in der deutschen und europäischen Agrarpolitik.

Stührwoldt erklärt: „Aktuell wird besonders heftig über den Entwurf der Bundesregierung für eine neue Düngeverordnung gestritten. Hier zeigt sich, wie fatal es ist, wenn Probleme über Jahre verschleppt werden. Dann kommen Verschärfungen und Bürokratieaufwand auf alle Betriebe zu. Wir fordern ein differenziertes und vorausschauendes Vorgehen.“ In einigen Regionen Orten sei in der Vergangenheit zu viel Tierhaltung ohne ausreichende Fläche entstanden. Deshalb sei der Umbau der Tierhaltung in Richtung Tierwohl und Flächenbindung auch für den Wasserschutz wichtig. „Wir müssen die Ursachen der Probleme angehen, sonst landen wir in einem Wust an Einzelauflagen. Der Umbau der Tierhaltung kann aber nicht von den Betrieben allein finanziert werden, da ist die ganze Gesellschaft gefordert“, sagt Stührwoldt.

Ein entschiedenes Umsteuern fordert die Demonstration „Wir haben Agrarindustrie satt!“ in Berlin auch in der EU-Agrarpolitik. Hier stehen in diesem Jahr Entscheidungen für die kommenden sieben Jahre an. „Wir wollen, dass mit den wichtigen Zahlungen der EU konkrete positive Leistungen der einzelnen Betriebe für den Natur- und Umweltschutz honoriert werden. Es ist nicht mehr zeitgemäß, einfach wie bisher pauschal für jeden Hektar Fläche eine einheitliche Direktzahlung zu geben“, beschreibtStührwoldt und macht es konkret: „Es muss sich in Zukunft für die Betriebe lohnen, die Fruchtfolge vielfältig zu gestalten, klima- und bodenschonende Eiweißpflanzen wie Erbsen und Ackerbohnen anzubauen oder den Einsatz von Düngung und Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Wer Kühe im Sommer täglich auf die Weide treibt und artenreiches Dauergrünland erhält, sollte dafür ebenfalls Zusatzpunkte bekommen. Wir fordern eine sozial gerechte und ökologisch positiv wirksame EU-Agrarpolitik.“

Mit der Berliner Demonstration wenden sich die Bauern und Bäuerinnen auch dagegen, dass die EU immer mehr Freihandelsabkommen abschließt, ohne auch hier einen konsequenten Umwelt- und Tierschutz sowie die Einhaltung sozialer Mindeststandards sicherzustellen. Aus diesen Gründen wird die Bundesregierung aufgefordert, dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur nicht zuzustimmen. Außerdem werden von Bund und Ländern wirksame Regeln für den landwirtschaftlichen Bodenmarkt und gegen den Ausverkauf an außerlandwirtschaftliche Investoren gefordert.

In Berlin werden die Treckerfahrer am 18. Januar ab 12.00 Uhr die jährliche Großdemonstration anführen, die am Brandenburger Tor startet. Vorher machen die Landwirte mit ihren Treckern um 10.30 Uhr noch halt am Auswärtigen Amt. Dort übergeben sie ihre Forderungen sowie eine Petition direkt an Bundesministerin Julia Klöckner als Vertreterin einer internationalen Agrarministerkonferenz, die zu diesem Zeitpunkt im Auswärtigen Amt stattfinden wird. Die Demonstration wird von über 50 Organisationen aus Landwirtschaft, Verbraucher-, Umwelt- und Tierschutz, Entwicklungspolitik und Kirchen getragen, darunter auch die Bauernverbände Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Bioland, Demeter, Naturland und Neuland. Die Bauern laden Kolleginnen und Kollegen ein, sich ihnen auf dem Weg nach Berlin anzuschließen.

Nähere Informationen zur Demonstration finden sich im Internet unter: https://wir-haben-es-satt.de/trecker/aufruf/

Kontakt für Presse und Medien:
Matthias Stührwoldt, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Schleswig-Holstein, Tel: 0177-7654206, Email: hofwittmaassen[at]gmx.de.

Berit Thomsen, AbL Schleswig-Holstein, Tel: 0157-85075279, Email: schleswig-holstein[at]abl-ev.de

Allgemeine Informationen auf: www.wir-haben-es-satt.de

An die Bildredaktion:
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AbL-Bundesgeschäftsführer und Anmelder der Demonstration,
mobil: 0170/4964684

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Landwirt und Treckerkoordination,
mobil: 0163/9709645

Annemarie Volling,
AbL und Organisationsteam,
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14.01.2020