Marburger Aktionsplan veröffentlicht – Landwirtschaft und Ernährung gemeinsam denken!

Für zukunftsfeste Ernährungssysteme in Europa

Anlässlich der heutigen Übergabe des Abschlussberichts des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“ an den Deutschen Bundestag veröffentlicht die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.  gemeinsam mit dem Marburger kollektiv von MORGEN e.V. und der Agricultural Rural Convention (ARC2020) den „Marburger Aktionsplan für zukunftsfeste Ernährungssysteme in Europa“. In Marburg selbst findet eine Übergabe an den Landrat und Bürgermeister statt. Der im Zuge eines mehrtägigen Kongresses entwickelte Aktionsplan gibt Einblicke in den vor Ort bereits stattfindenden Wandel unserer Ernährungssysteme und fordert gleichzeitig kohärentere politische Rahmenbedingungen und Unterstützungsmöglichkeiten von der kommunalen Ebene bis hin zur EU. Der Aktionsplan enthält zudem eine Sammlung von best practice-Beispielen und Inspirationen, um eine krisenfeste Lebensmittelversorgung regional, ganzheitlich und nachhaltig zu gestalten und zugleich Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen und des Planeten im Blick zu haben.

Marcus Nürnberger, Landwirt und Mitglied im Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft erläutert:

„Wir unterstützen die vom Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ geforderten Weichenstellungen. Überall in Europa fordern Bäuer:innen bei ihren Protesten faire Preise. Diese sind zentral für den Erhalt bäuerlicher Betriebe und vielfältiger Strukturen. Stabile Ernährungssysteme brauchen eine Vielfalt von Menschen, sowohl auf den Höfen als auch in der Verarbeitung und Vermarktung. Wir fordern daher den Stopp des Höfesterbens und eine Abkehr von den Zentralisierungsprozessen entlang der Lebensmittelketten. Stattdessen braucht es vertrauensvolle kurze Vermarktungswege und dezentrale Ernährungsstrukturen.“

Ann-Marie Weber vom Marburger kollektiv von Morgen ordnet ein:

„Anhand der sechs Zielen des Marburger Aktionsplans, wie beispielsweise Re-Lokalisierung & Diversifizierung, Zusammenarbeit für lokale Wertschöpfung, die Gestaltung von nachhaltigen Lebensmittelmärkten und dem Zugang zu Land und Gemeingütern zeigt der Plan konkrete Lösungsansätze und bereits existierende Praxisbespiele. Wir übergeben ihn heute auch dem Oberbürgermeister und dem Landrat hier in Marburg, aber viele der vorgestellten Ideen und Projekte lassen sich in allen Regionen umsetzen. Wir denken, dass es für jede Region notwendig ist, eine eigene Ernährungsstrategie zu entwickeln, ko-kreativ mit allen am Tisch, wobei Ernährungsräte eine wichtige Rolle spielen können.“

Hannes Lorenzen, Präsident der Agricultural Rural Convention (ARC2020) ergänzt:

„Die Dringlichkeit, das Ernährungssystem grundlegend neu zu gestalten, hat die Bundesregierung erst kürzlich in ihrer neuen Ernährungsstrategie zum Ausdruck gebracht, aber sie ein weiteres Mal versäumt, sich auf EU-Ebene ernsthaft für ein Rahmengesetz zur Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme einzusetzen. Die komplexen ökologischen und sozio-ökonomischen Zusammenhänge im Ernährungssystem machen es notwendig, dass Landwirtschaft und Ernährung nicht unabhängig voneinander angegangen werden können, sondern viel stärker als bisher zusammen reguliert und umgesetzt werden müssen – sowohl vor Ort, in der Region, als auch in den entsprechenden europäischen Richtlinien und Verordnungen.“

Hintergrund:

  • Den Aktionsplan finden Sie > hier

Der Aktionsplan ist entstanden im Nachgang zum Kongress „Unsere Ernährung in die Hand nehmen! Gemeinsam resiliente Ernährungssysteme gestalten.“, welcher vom 6.-8. November 2023 in Marburg stattfand und bei dem über 100 Expert:innen aus 17 Ländern und unterschiedlichen Bereichen des Ernährungssystems zusammen kamen. Der Kongress und der Aktionsplan sind Teil des Projekts „Rural Europe Takes Action – Germany“, in welchem die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. gemeinsam mit dem Marburger kollektiv von MORGEN e.V. und der Agricultural and Rural Convention (ARC2020) Bedingungen für zukunftsfeste Ernährungssysteme herausarbeiten. Das Projekt läuft noch bis Anfang nächsten Jahres und ist ein Förderprojekt der Robert-Bosch-Stiftung. Thematische Schwerpunkte zurzeit sind der Auf- und Ausbau lokaler Wertschöpfungsketten und der lokalen Infrastruktur für Lebensmittelverarbeitung, -lagerung und -vermarktung, die Verpflegung in Gemeinschaftsküchen (wie Schulküchen, öffentliche und Betriebskantinen) nachhaltiger zu gestalten und die Verfolgung einer gemeinwohlorientierten Bodenpolitik sowie der Ernährungsbildung.

Kontakt für die Presse:
Henrik Maaß, AbL-Referent für EU-Agrarpolitik
Mail: maass@abl-ev.de
Tel: 0160 8217015

 

20.02.2024