Neue Gentechnik-Verfahren müssen als Gentechnik reguliert werden

AbL und IG-Saatgut fordern Dialog statt Fakten zu schaffen

Neue Gentechnik-Verfahren müssen als Gentechnik reguliert werden

AbL und IG-Saatgut fordern Dialog statt Fakten zu schaffen

"Während im Bundeslandwirtschaftsministerium zum scheinbaren Dialog über die neuen Gentech­niken eingeladen wird, sorgt Bundesforschungsministerin Wanka zeitgleich schon mal für Fakten und will 6 Millionen Euro Forschungsgelder für die Entwicklung von CRISPR-Pflanzen stecken.[1] Das lehnen AbL und IG-Saatgut entschieden ab. Die Pro-Gentechnik-Doppelstrategie der Bundesregierung ist offensichtlich", so Anne­marie Volling, Gentechnik-Expertin der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Volling weiter: „Wenn die Bundesregierung es mit ihrem „offenen Dialog“ ernst meint, muss sie den umstrittenen Absatz, der bei der aktuellen Änderung des Gentechnikgesetzes kurzfristig in den Begrün­dungs­teil aufgenommen wurde[2], streichen. Diese Begründung bedeutet die politische Türöffnung für die neuen Gentechnik-Verfahren. Mit dem Absatz würde dem in Europa geltenden Vorsorge­prin­zip ein von Industrieinteressen geprägtes Innovationsprinzip an die Seite gestellt, die Folge wäre eine Abschwächung des Vorsorgeprinzips. Das würde einen Paradigmen­wech­sel einleiten, ohne das Ergebnis des Dialoges abzuwarten. Die Verfahren aber sind so neu, dass sie in jedem Fall einer Risiko­prüfung unter­liegen müssen, um überhaupt seriös bewertet werden zu können. Wir fordern, dass Bundesforschungs­minis­terin Wanka die 6 Millionen Euro statt in die Produktentwicklung in eine echte Risiko­for­schung der neuen Verfahren steckt.“

„Wir verstehen durchaus, dass die neuen molekularen Möglichkeiten einen Hype in Teilen der Wis­sen­schaft und vor allem bei den großen Züchtungsunternehmen auslösen“, bemerkt Eva Gelinsky von der Inte­ressengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit (IG Saatgut). „Anstatt unkritisch in diesen Rummel einzusteigen, wäre es jedoch Aufgabe der Politik, sich vor einer kommerziellen Nut­zung dieser Verfahren um eine grundsätzliche Klärung ihrer Risiken einzusetzen. Umfassende Studien und Daten, v. a. zu Langzeiteffekten und Umweltauswirkungen, fehlen und vieles wird noch gar nicht ver­standen. Den Risiken in ihrem Schadensausmaß und ihrer Eintrittswahrschein­lich­keit nachzugehen, wäre das Gebot der Stunde, statt wilden Versprechen einiger Wissenschaftler und Unternehmen zu vertrauen. Wir – Bäuerinnen, Bauern und ZüchterInnen – haben aus der alten Gentechnik gelernt: Versprochen wird viel, wenn es am Ende doch gesundheitliche Gefahren bei Lebensmitteln oder Kontaminationen gibt, stehen wir am Pranger und werden zur Kasse gebeten, nicht die Konzerne. Deshalb fordern wir: Jetzt Vorsorge betreiben anstatt den neuen Techniken einen Freifahrtschein zu erteilen.“

27.04.2017
Von: gemeinsame PM AbL und IG-Saatgut