Es wird immer offensichtlicher, wie katastrophal die wirtschaftliche Lage des größten deutschen Agrarkonzerns BayWa ist. Viele Bäuerinnen und Bauern, die ihre Ernte an die BayWa liefern, wissen nach wie vor nicht, ob sie überhaupt Geld dafür bekommen. Dabei ist der Agrarkonzern ursprünglich als Genossenschaft zur Stärkung der Bäuerinnen und Bauern gestartet.
Lucia Heigl, bayerische Milchbäuerin und stellvertretende Bundesvorsitzende der AbL, sagt:
„Die Erntezeit ist für Bäuerinnen und Bauern eine äußerst arbeitsintensive Zeit. Das plötzliche Öffentlich werden der BayWa-Krise und die damit verbundene Unsicherheit, ob ihre Ernte überhaupt noch bezahlt wird, wenn sie an BayWa liefern, belastet die Bauernhöfe schwer. Es ist auch völlig unverständlich für uns Bäuerinnen und Bauern, warum Bauernpräsident Rukwied, der im Aufsichtsrat der BayWa sitzt, immer noch schweigt. Warum werden keine konkreten Vorsorgemaßnahmen für die Sicherung der Gelder der Landwirte gefordert? Sowohl um die Ernte jetzt zu bezahlen, aber auch im Falle einer Insolvenz muss doch geklärt werden, wo bleiben die Bäuerinnen und Bauern? Es ist auch immer noch die Frage offen, warum wurde viel zu spät über die Krise informiert? Diese enormen Unternehmenszuwächse auf Pump, ohne Konzepte für Zeiten möglicher Zinssteigerungen, erscheinen mir als Kleinunternehmerin naiv und unverantwortlich. Da stellt sich mir auch die Frage, in welchen Aufsichtsräten und Vorständen sind diese Aufsichtsratsmitglieder noch vertreten?“
Ottmar Ilchmann, AbL-Landesvorsitzender Niedersachsen, führt weiter aus:
„Die BayWa ist einst mit dem echten Genossenschaftsgedanken gegründet worden. Da geht es für uns Bäuerinnen und Bauern eigentlich darum, gemeinschaftlich den Einkauf und Verkauf zu organisieren, uns zu bündeln und wirtschaftlich zu stärken. Die BayWa zeigt beispielhaft, wie dieser Genossenschaftsgedanke dem Expansionswahnsinn geopfert wurde. Es geht längst nicht mehr um die wirtschaftlichen Interessen der Bäuerinnen und Bauern. Ähnliches erlebe ich auch vor meiner Haustür mit der größten deutschen Molkerei-Genossenschaft DMK. Die Molkerei ist immer wieder Schlusslicht bei den Auszahlungspreisen. Auch da stellt sich die Frage nach der Verantwortung des Ehrenamts im Vorstand und Aufsichtsrat, ob sie bei den Entscheidungen überhaupt die Interessen der Erzeuger:innen vertreten, wie man es Öffentlichkeit und Politik immer noch vorgaukelt? Und funktionieren die Mitbestimmungsinstrumente herkömmlicher Genossenschaften überhaupt noch in diesen weltmarktorientierten Konzernen? Statt in unserer Wirtschaft vorwiegend den Export- und Expansionsgedanken nach vorne zu stellen und Gefahr zu laufen, sich zu verzocken, muss vielmehr auf Qualität in der Erzeugung, Regionalität in der Wertschöpfungskette und kostendeckende Erzeugerpreise gesetzt werden.“
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Ottmar Ilchmann
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